Tumor bei Koi

 

In diesem Thema beschreibe ich meine Erfahrungen zum Thema. Alles ohne wissenschaftliche Hintergründe und – ich hoffe – für jeden verständlich geschrieben.

Oft hört man Begriffe wie Überzucht, genetisch bedingt, Giftstoffe in Futtermittel oder im Wasser.

Grundsätzlich handelt es sich bei einem Tumor um eine krankhafte Gewebeveränderung.

 

2012 wollte ich der stark zunehmenden Anzahl an Tumoren bei Koi auf den Grund gehen, aber vorerst ein paar Denkanstöße um die Hintergründe zu verstehen:

  • Beispiel 1: Ich war an einem Teich, in dem auffällig viele Koi an Bauchraumtumoren verstarben. Eine Laboruntersuchung ergab Spuren von giftigem Klärschlamm in den Ausscheidungen.

In diesem Fall stelle ich folgende Frage: Sollte es tatsächlich Futtermittel am Markt geben, welche mit Abfallstoffen der Industrie hergestellt werden? Muss man wirklich Koifutter kaufen, welches in z.B. China, Polen, Tschechien… hergestellt wird?

 

  • Beispiel 2: Ein weiterer Teich, in dem ebenfalls auffällig oft Koi an Bauchraumtumoren verstarben. Hier ergab eine Laboruntersuchung Spuren von Spritzmitteleinträgen im Teichwasser. Folglich gab man hier einem benachbarten Landwirt die Schuld, welcher wahrscheinlich heute noch mit den Umweltbehörden zu kämpfen hat.

Gefährdet sind hier laut meinen Notizen vor allem Koiteiche in Regionen mit Hopfen- oder Weinanbau. Klar – hier wird mit sogenanntem Pestizidnebel gearbeitet.

 

  • Beispiel 3: Zu Schadstoffeinträgen zählen auch vom Tierbesitzer  zugesetzte Wirkstoffe/Chemikalien gegen Parasiten, bakterielle Erkrankungen oder auch Wirkstoffe gegen Algen.

Aber was soll man machen, wenn ein neuer Koi Ichthyo (Weißpünktchenkrankheit) auf den Altbestand übertragen hat? Es folgt in solchen Fällen eine Mehrfachbehandlung mit dem Wirkstoff Malachitgrün-Oxalat. Eine nachgewiesen hoch krebserregende Chemikalie, die fälschlicherweise heute noch prophylaktisch als sogenannte Frühjahrskur im Koiteich von „Fachleuten“ empfohlen wird.

 

  • In den sozialen Medien liest man Tipps über die Verabreichung von Antibiotika und mischt dies über Futtermittel oder gar in den ganzen Teich. Letztlich landet auch das wieder über Wasserwechsel in der Kanalisation oder im Grundwasser.
  • Man kleidet seine Teiche mit giftigen Materialien aus und bewegt Kunststoffteilchen im biologischen Filter, bis es aufgerieben ist. Es gibt Mikroplastik nicht nur in den Weltmeeren.
  • Wir setzen uns Fische in den Teich, welche unweit einer atomaren Katastrophe gezüchtet werden.

Diese Liste lässt sich beliebig fortsetzen, aber für Gedankenanstöße reicht das erst mal.

Nach einigen Laboruntersuchungen von Koi mit Bauchraumtumoren stellte ich das Projekt ein, denn die Ursachen waren zu unterschiedlich oder eben komplett ergebnislos. Außerdem war es für meinen Geldbeutel auf Dauer zu teuer. Aber jedes Jahr, wenn ich mein Notizbuch in die Statistik übertrage, graust mir vor der steigenden Anzahl.

Und es blieben die Fragen:

Genetisch oder doch die Überzüchtung? Oder doch die Schadstoffe?

Betrifft es Nachzuchten oder die Nachzuchten der Nachzuchten – also Inzucht?

Oder ist es die Überzucht, also die hochwertigen japanischen Koi?

Oder sind es doch diverse Chemikalien – wissentlich oder unwissentlich eingetragen?

Vermutlich trägt all dies zum Übel bei, aber die Alleinschuld würde ich keinem dieser Punkte geben.

Tumore bei Koi kann man grob in drei Arten aufteilen:

  • Bauchraumtumore
  • Kiemenhöhlentumore
  • Hauttumore

 

Bauchraumtumore:

Bauchraumtumore machen in meiner Statistik einen Anteil von 90% aus. Zu erkennen an einer deutlichen Volumenzunahme des Fisches in einem Zeitraum von 4-8 Wochen.

Betroffen sind zu 98% weibliche Koi.

In meinen Augen zeichnet sich folgendes Bild ab:

Als ich mit der Koi-Haltung begann, spielten Tumore eine untergeordnete Rolle bei Koi-Krankheiten. Zu dieser Zeit waren es überwiegend bakterielle Probleme, welche die Koi-Bestände reduzierten. Man fand die Schuld in der Art wie Teiche gebaut wurden: Flachwasserzone mit Pflanz- und Schilfbereich, Tiefzone, Mehrkammerfilteranlagen, keine Bodenabläufe im Teich. Also sogenannte Brutstätten für krankmachende Keime und Bakterien.

Somit wurde in den letzten Jahren beim Koi-Teichbau vieles verändert.

Man baut heute überwiegend sterile Becken mit schmutzabscheidenden Filteranlagen und die bakteriellen Erkrankungen gingen drastisch zurück. Seit dieser Zeit steigt jedoch die Anzahl der Tumore.

Ich ziehe daraus folgenden Schluss: Die Koi laichen in den sterilen Becken nur noch selten bis gar nicht. Normalerweise kein Problem, denn der weibliche Koi resorbiert seinen Laich. Nun bin ich mir nicht sicher – ob ein weiblicher Koi dies jedes Jahr kann, oder ob das nur ein Notmechanismus des Koi ist? Oder – ob manche weibliche Koi diese Fähigkeit erst gar nicht besitzen? In den neuen Teichanlagen wird mangels Pflanzen und Fäulnisbereichen auch kein Nitrat mehr abgebaut. Das Wasser wirkt optisch sehr sauber und viele Koi-Besitzer reduzieren die Wasserwechsel und somit die einzige Möglichkeit Nitrat und Phosphat zu senken. Auch hier könnte eine Verbindung sein.

Gut möglich, dass aus nicht abgesetztem Laich in Kombination mit hohen Nitratwerten der Bauchraumtumor seinen Anfang findet.

Eine Entfernung von Bauchraumtumoren gelingt so gut wie nie. Zumindest langfristig betrachtet macht es also keinen Sinn einen „Tumor-Koi“ nach der Diagnose am Leben zu erhalten.

In meine Befunde schreibe ich in solchen Fällen folgendes: Ein Koi mit allen optischen Anzeichen für einen Ovarialtumor. Eine nähere Untersuchung und eine Punktion ergaben, dass der gesamte Bauchraum eine für diese Erkrankung typisch, gelbliche Flüssigkeit enthält. Diese Tumore sind nicht heilbar. Der Koi musste aus dem Besatz entfernt und getötet werden. Für diesen Fisch bestand keine Heilungsmöglichkeit.

 

Beispiele:

 

 

Kiemenhöhlentumore:

Kiemenhöhlentumore machen in meiner Statistik einen Anteil von 4% aus. Häufig werden sie vom Teichbesitzer erst erkannt, wenn ein Koi kein Futter mehr aufnimmt und/oder einen Kiemendeckel abspreizt. In manchen Fällen kann man diese Geschwulste dauerhaft erfolgreich entfernen.

Beispiele:

    

 

 

 

 

Hauttumore:

Hauttumore machen in meiner Statistik einen Anteil von 6% aus. Zu erkennen an flächigen Belägen am Fischkörper oder knotenartigen Wucherungen an Maul, Flossen oder Körper.

Bei Hauttumoren sehe ich eine klare Verbindung zu Karpfenpocken. In den allermeisten Fällen waren diese Tumore in den ersten Lebensjahren betroffener Koi Karpfenpocken. Auch spielt starke Sonneneinstrahlung in Verbindung mit klarem Wasser eine Rolle.

Beispiele:

    

 

Ein paar Jahre hatte ich Koi mit Tumoren in mein Notizbuch eingetragen und in eine eigene Tabelle übertragen: