CEV – meine bisherigen Erfahrungen und meine persönliche Meinung:
Ich war am 1. Mai 2015 in Berlin beim Treffen der Gruppe EAFP.
Dabei war CEV vorgestellt durch die TiHo erstmals ein Thema. Bei den ausführlichen Schilderungen von Frau Dr. Schrörs und Herrn Bachmann über die Symptome und den Verlauf von CEV erinnerte mich alles an das frei bezeichnete Energiemangelsyndrom (EMS).
Übrigens nicht nur mich. Dr. Werner Hoedth aus Rosenheim, der neben mir saß, sah mich an und wir sagten einstimmig: „Die reden doch von EMS, oder?“
Anfang Mai 2015, also in der Zeit meiner alljährlichen Routine-Frühjahrsuntersuchungen, waren – wie auch die Jahre zuvor – Fische mit fauligen Kiemen und defekten Schleimhäuten an einigen Teichen vorzufinden. In solchen Fällen rate ich situationsabhängig schon immer zu Salz oder zu Chloramin-T jeweils als Kurzzeit- oder Langzeitbad. Aufgrund der Infos aus Berlin entnahm ich – wenn die Tierbesitzer damit einverstanden waren – bei betroffenen Fischen Kiemengewebe und sendete es an die Fachabteilung der TiHo oder seit letzten Herbst auch an Tauros-Bielefeld. Mit dem Ergebnis, dass diese Einsendungen in den aller meisten Fällen positiv waren. Quasi eine sehr, sehr hohe Trefferquote. Als Referenz für mich selbst sendete ich auch Proben von unauffälligen Teichen. Mit dem Ergebnis, dass hier die Proben überwiegend negativ waren.
Nach diesen ersten Erfahrungen und weil mich die positiv betroffenen Teichbesitzer nach dem positiven Befund mit Fragen löcherten, wollte ich mehr über CEV wissen und stolperte im Internet immer wieder über die Bezeichnung „Schlafkrankheit“.
Nun mach ich meine Arbeit an den Teichen schon viele Jahre und so sind mir die Schlafkrankheit und deren optische Symptome nicht fremd. Eine Ähnlichkeit der Symptome der Schlafkrankheit und CEV sehe ich allerdings nicht gegeben.
Die Schlafkrankheit ist mir hauptsächlich bei Neuimporten (1-jährige, selten 2-jährige Koi) in Händlerbecken bekannt. Abliegen und Seitenlage, wie man sie zum Beispiel auch bei hohen Ammoniak-Konzentrationen sieht. Mir ist kein Fall bekannt, bei dem Kiemennekrose, Schleimhautablösungen, eingefallene Augen usw. als typisch zutreffend für die Schlafkrankheit wären. Etwas Salz und Wärme löst das Problem recht rasch und verlustfrei.
Im Herbst 2015 erhielt ich einen Anruf von Dr. Teitge der TiHo. Ich habe mich mit ihm über das Thema unterhalten und nach einigem Nachhaken konnte ich seinen Worten entnehmen, dass das mit CEV = Schlafkrankheit keinesfalls belegt ist und doch auf wackligen Beinen steht. Es könnte im Grunde alles Mögliche oder auch was ganz Neues sein.
Aber – „Schlafkrankheit“ steht auf dem positiven Befund der TiHo und hierin verbirgt sich ich ein in meinen Augen großes Problem:
Sorge sehe ich weniger bei privaten Kundenteichen. Sorge sehe ich vielmehr in Bezug auf die Koi-Händler, welche nach auffälligen Problemen und auch teils starken Verlusten bei Frühjahrs-Neuimporten ebenfalls positiv getestet wurden. Das Problem liegt darin, dass diese nach der Übermittlung des positiven Befundes der TiHo ebenfalls im Internet nach Infos zu CEV suchen, dann auf die Schlafkrankheit stoßen und wie folgt reagieren: „Ach Schlafkrankheit ist harmlos – kennen wir schon, wir verkaufen und verschweigen den Befund“.
Mein persönliches Fazit: CEV hat nix mit der Schlafkrankheit zu tun. Eventuell mit EMS. Vielleicht ist es aber auch was ganz anderes.
Auffällig ist in letzter Zeit, dass CEV offenbar das Immunsystem derart schwächt, dass es häufig zu schweren, bakteriellen Erkrankungen im ganzen Koi-Bestand kommt. Ausfälle weit über 50% sind keine Seltenheit.
Wichtig für meine Arbeit draußen: Egal wie sich die Erkrankung künftig nennt – man muss irgendwie versuchen, mit ihr umzugehen.
Seit kurzem liegt mir ein Schreiben der TiHo mit folgendem Satz vor:
„Eventuell Zusammenhang mit der Frühjahrssterblichkeit der Karpfen“.